Für manche reglementierten Gewerbe sowie für die Ausübung eines Handwerks ist die Unternehmerprüfung Voraussetzung. Im Zuge der Ausbildung wird jenes Wissen vermittelt, das eine professionelle und kaufmännische Führung eines Unternehmens möglich macht. Durch die Unternehmerprüfung werden die erworbenen Kenntnisse und die Fähigkeiten überprüft. Ist die Unternehmerprüfung keine Voraussetzung für ein Gewerbe, empfiehlt sie sich dennoch für jeden Unternehmer, denn eine fundierte Ausbildung und Wissen stellen den Schlüssel zum Erfolg dar. Sie ist auch Modul im Rahmen der Meisterprüfung und ersetzt die Ausbilderprüfung. Die bestandene Unternehmerprüfung befähigt Unternehmer auch, Lehrlinge auszubilden.
Vorbereitung zur Unternehmerprüfung
Die Vorbereitung zur Unternehmerprüfung, die an der jeweiligen Landeswirtschaftskammer abgelegt wird, kann als Kurs beim Wirtschaftsförderungsinstitut wie bei Privatschulen gebucht werden. Die Kursgebühren unterscheiden sich je nach Anbieter zwischen 1.200 und 1.800 Euro. In der Vorbereitung, oft Unternehmertraining genannt, steht als vorrangiges Lernziel das Erkennen der Zusammenhänge im Unternehmen im Mittelpunkt.
Gezieltes Marketing, das Erfassen von Kundenbedürfnissen und die Kenntnis um Marktanforderungen stellen weitere wichtige Themenbereiche dar. Die Durchführung einer Unternehmensanalyse, das Umsetzen von Strategien sowie das Kennenlernen verschiedener Organisationsformen ergänzen das Lernangebot. Die rechtlichen Aspekte bei der Unternehmensführung finden ebenfalls Beachtung, auch der Umgang mit Behörden und Interessensvertretungen.
Bilanzen lesen und Kennzahlen bewerten
Der Unternehmer lernt auch, einfache Bilanzen zu lesen und betriebswirtschaftliche Kennzahlen zu bewerten. Einen wesentlichen Teil der Ausbildung bildet das Personalwesen. Mitarbeiterführung, Personalmanagement, sozial- und arbeitsrechtliche Fragen werden dabei behandelt. Der Persönlichkeit des Unternehmers wird ebenfalls Augenmerk geschenkt, ob in der Reflexion von Stärken und Schwächen wie im Persönlichkeitstraining. Selbstverständlich besteht auch die Möglichkeit, sich selbst auf die Unternehmerprüfung vorzubereiten. Einschlägige Lehrbücher sind im Handel erhältlich. Zu empfehlen ist dennoch die Belegung eines Kurses, in dem Experten unterrichten und gezielt auf Fragen eingehen.
Die Unternehmerprüfung in zwei Teilen
Die Unternehmerprüfung selbst beinhaltet Fragen aus den Bereichen Kommunikation und Verhalten innerhalb des Unternehmens, aber auch gegenüber Institutionen, Banken, Kunden und Lieferanten. Geprüft wird auch das Wissen aus dem Fachgebiet Marketing, der Organisation, der unternehmerischen Rechtskunde und dem Rechnungswesen. Das erworbene Wissen über Mitarbeiterführung und Personalmanagement wird ebenfalls kontrolliert.
Die Prüfung selbst besteht aus einem schriftlichen und einem mündlichen Teil, wobei zwischen dem Ablegen des schriftlichen wie des mündlichen Teils nicht weniger als zwei Stunden und nicht mehr als 3 Monate liegen dürfen. In der schriftlichen Prüfung müssen bereichsübergreifende Fallbeispiele gelöst werden sowie eine Projektarbeit geschrieben werden, das Thema kann aus allen Bereichen stammen. Die Prüfungsdauer der schriftlichen Arbeit beträgt vier Stunden, wovon zwei Stunden für die Projektarbeit vorgesehen sind.
Die mündliche Prüfung dauert 20-40 Minuten
Auch beim mündlichen Prüfungsteil gilt es ein Fallbeispiel zu behandeln, ansonsten werden Verständnisfragen aus den einzelnen Bereichen gestellt. Die mündliche Prüfung darf nicht weniger als 20 und nicht länger als 40 Minuten dauern. Zur Anmeldung für die Prüfung ist ein Nachweis zur Person zu bringen, Personalausweis oder Führerschein sowie der Nachweis über die Bezahlung der Prüfungsgebühr. In der folgenden schriftlichen Einladung zur Prüfung werden Prüfungszeitpunkt und Prüfungsort bekanntgegeben, auch werden alle Hilfsmittel und Unterlagen genannt, die mitzubringen sind.
Die Prüfungsgebühr ist gesetzlich mit 12 Prozent des Gehalts eines Bundesbeamten der Dienstklasse V, Gehaltsstufe 2 angegeben, konkret 281 Euro. Liegen wirtschaftliche Gründe vor, kann ein Ansuchen um Reduzierung bis zu zwei Fünftel gestellt werden. Die Gebühr wird rückerstattet, wenn der Unternehmer spätestens 10 Tage vor der Prüfung zurücktritt oder nachweisen kann, dass er ohne sein Verschulden verhindert war, zur Prüfung anzutreten.
HAK Abschluss oder Studium
Nach bestandener Prüfung wird von der Prüfungskommission ein Zeugnis ausgestellt. Wurde die Prüfung nur teilweise bestanden, besteht die Möglichkeit der Wiederholungsprüfung, wobei nur jene Bereiche geprüft werden, für die eine negative Beurteilung erteilt wurde. Je nach Ausbildung des Unternehmers kann die ansonsten vorgeschriebene Unternehmerprüfung entfallen, wie etwa HAK-Absolventen oder Absolventen einer entsprechenden Studienrichtung. Sie entfällt auch für Unternehmer, die den Unternehmerführerschein der Wirtschaftskammer Österreich absolviert haben.
Themen eines Vorbereitungslehrgangs:
Rechnungswesen |
Umsatzsteuerberechnung |
Bilanz |
Berechnung und Beurteilung von Kennzahlen |
Anlagenabschreibung |
Übernahme eines Betriebs |
Kassabuchführung |
Kostenrechnung |
Buchungsregeln und Abschluss |
Finanzplanerstellung |
Abgabenverrechnung mit Finanzamt, Sozialversicherung und Gemeinde |
Organisation |
Personalmanagement und Personalführung |
Kommunikation |
Rechtskunde |
Unternehmerrecht |
Marketing |
Grundzüge der Lehrlingsausbildung |