Sich selbst verwirklichen, der eigene Chef sein und das tun, wofür man eine große Leidenschaft hat: Es gibt zahlreiche gute Gründe, um sich für den Weg in die Selbstständigkeit zu entscheiden. Erfolgreich kann diesen Weg aber nur beschreiten, wer sich auf die damit verbundenen Herausforderungen und Risiken vorbereitet. Denn sie sind und bleiben für Selbstständige weiterhin größer als für Angestellte.
Selbstständige scheitern aus verschiedenen Gründen – aber das müssen sie nicht
Von der Geschäftsidee bis zu ihrer Realisierung ist der Weg oftmals länger als bis zu ihrem Scheitern. Langfristiger wirtschaftlicher Erfolg mit dem eigenen Unternehmen ist in der Praxis meistens schwieriger zu erreichen, als es das Papier des Business-Plans oder die Beispiele durchstartender Firmen suggerieren.
Denn zwischen dem Traum von der Selbstständigkeit und der Realität besteht nicht selten ein erheblicher Unterschied. Wenn es für das selbst entwickelte Produkt oder die angebotene Dienstleistung keinen Markt gibt, wenn der Wettbewerb zu groß oder die finanziellen Mittel zu klein sind, wird es für das eigene Business schwierig.
Umfassende Planung und vorausschauendes Agieren sind deshalb wichtige Schlüssel, um sich auf die Risiken der Selbstständigkeit vorzubereiten – und den geschäftlichen wie privaten Erfolg abzusichern.
Der Markt regelt: Keine Selbstständigkeit ohne Marktanalyse
Von der eigenen Geschäftsidee oder dem eigenen Produkt überzeugt zu sein, ist nur die eine Seite der Medaille. Dafür Abnehmer zu finden, ist die andere. Und sie ist entscheidend dafür, ob dem Schritt in die Selbstständigkeit weitere hin zu einem wirtschaftlich erfolgreichen Unternehmen folgen.
Eine eingehende Marktanalyse ist eine zwingende Voraussetzung, weil sie gleich mehreren Risiken vorzubeugen hilft:
- Der Einblick in die Marktlage hilft abzuschätzen, ob überhaupt eine ausreichende Nachfrage nach Produkten oder Dienstleistungen besteht.
- Das gilt gleichermaßen für die potenzielle Konkurrenzsituation. Bei einer zu großen Zahl an Wettbewerbern, wird es womöglich schwer, sich am Markt durchzusetzen.
- Auch die Auftragslage ist kritisch für Selbstständige, weshalb Entwicklungen am Markt im Auge behalten werden sollten. Bleiben die Aufträge aus, etwa aufgrund einer schlechten konjunkturellen Entwicklung, trifft das unmittelbar die selbstständigen Unternehmer.
Sich mit Marktrisiken auseinanderzusetzen, ist daher nicht nur in der Planungs- und Gründungsphase unerlässlich. Schließlich sind Fehleinschätzungen zur Marktlage eng verknüpft mit einem weiteren Risiko: der finanziellen Situation.
Vorsorgen für alle Fälle: Die finanziellen Risiken der Selbstständigkeit
Das vielleicht größte Risiko für Selbstständige sind die Finanzen, da diese auf mehreren Ebenen eine Herausforderung darstellen können. Am deutlichsten zeigt sich das beim Vergleich mit Erwerbstätigen in einem Angestelltenverhältnis: Während diese sich auf ein regelmäßiges Einkommen verlassen können, müssen Selbstständige mögliche Schwankungen berücksichtigen – durch eine schlechtere Auftragslage, durch säumige Kunden, durch steigende Betriebskosten.
Im Hinblick auf finanzielle Risiken lässt sich nicht alles planen, viele Situationen und Entwicklungen ergeben sich kurzfristig und unerwartet. Umso wichtiger ist es, sich wenigstens darauf vorzubereiten und ein finanzielles Polster zu schaffen. Schließlich geht es nicht nur darum, den laufenden Betrieb mit ausreichenden Mitteln am Laufen halten zu können. Es geht genauso um den Lebensunterhalt und die Pension für den Lebensabend.
Bei der Pensionsvorsorge sind viele Selbstständige auf sich gestellt, sie haben keinen Anspruch auf eine betriebliche Vorsorge und müssen deshalb zusätzlich privat vorsorgen. Pensionsversicherungen helfen dabei, mit einer ordentlichen Rendite die Pension im Alter deutlich aufzustocken. Langfristige Geldanlagen sind eine denkbare und sinnvolle Alternative, wenn sie an persönliche Interessen, Lebensumstände und Ziele angepasst werden.
Grundsätzlich gilt es, eine Balance zwischen Absicherung für die Zukunft und ausreichender Liquidität zu bewahren – betrieblich wie privat.
Hinweis: Vor allem für Freelancer ist das Risiko einer Scheinselbstständigkeit zu vermeiden, da sie gesetzlich verboten ist. Sie ist insofern problematisch, weil die Grenze zwischen Selbstständigkeit und Angestelltenverhältnis oft nicht eindeutig gezogen werden kann.
Die möglichen Folgen umfassen rückwirkende Nachzahlungen von lohnabhängigen Abgaben wie Sozialversicherung, aber auch weitere arbeitsrechtliche Themen wie Urlaubsansprüche. Um eine Scheinselbstständigkeit zu vermeiden, bietet die Wirtschaftskammer Österreich (WKO) einen Fragebogen für den Selbsttest. Die WKO unterstützt zusätzlich mit Beratungen durch Experten.
Richtig absichern gegen Ausfälle und Schadensfälle
Unfälle sind schnell passiert und sie stoßen selbst den umsichtigsten Menschen zu. Für Selbstständige bedeuten Verletzungen, Krankheiten oder Beschädigungen an der notwendigen Ausrüstung jedoch einen potenziell erheblichen wirtschaftlichen Schaden. Wenn der Betrieb nicht fortgeführt, Fristen nicht eingehalten und Aufträge nicht erfüllt werden können, wirkt sich das unter Umständen nicht nur kurzfristig aus. Vielmehr gehen dadurch mögliche Folgeaufträge oder bisherige Kunden verloren.
Aus diesen Gründen ist es immer sinnvoll, rechtzeitig für einen ausreichenden Versicherungsschutz zu sorgen. Das heißt in erster Linie, sich gegen realistische Risiken abzusichern. Speziell auf die jeweilige Branche zugeschnittene Versicherungen sind in dieser Hinsicht eine gute Lösung, um ein Überversichern zu vermeiden und die finanziellen Ressourcen nicht unnötig zu belasten.
Ansonsten ist es eine Frage der vorausschauenden Planung, den Fortlauf des Betriebs bei einem (krankheitsbedingten oder sonstigen) Ausfall zu gewährleisten. Wichtige Prozesse und Verantwortlichkeiten sollten deshalb frühzeitig geklärt sein:
- Wer springt ein, um die täglichen Geschäfte weiterzuführen und damit die benötigten Umsätze zu erwirtschaften?
- Wer ist befugt und verantwortlich, sich um Passwörter, Systemzugänge, Kontoverwaltung und ähnliche grundlegende Vorgänge zu kümmern?
Zusammen mit sinnvollen Versicherungen sorgt diese Planung dafür, dass ein selbstständiger Betrieb auch bei unerwarteten Ausfällen handlungsfähig bleibt bzw. keine finanziellen Nachteile zu befürchten hat.
Hinweis: Ein für Selbstständige wesentlicher Aspekt im Zusammenhang mit einer ausreichenden Absicherung betrifft Schadenersatzansprüche von Dritten. Problematisch sind solche Ansprüche deshalb, weil sie je nach rechtlicher Lage aus dem privaten Vermögen gehaftet werden müssen.
Da Schadenersatzsprüche leicht im sechsstelligen Bereich liegen können, stellen sie ein ernstzunehmendes Risiko für den Betrieb und die private Situation dar. Eine entsprechende Versicherung übernimmt aber nicht nur berechtigte Ansprüche, sondern schützt auch vor unberechtigten Schadenersatzansprüchen, indem sie die Betroffenen von möglichen Rechtskosten entlastet.
Die Selbstständigkeit als persönliches Risiko
Die selbstständige Arbeit an sich ist ein nicht zu unterschätzendes persönliches Risiko, auch über Haftungsfragen und finanzielle Belastungen hinaus. Die Unwägbarkeiten und Herausforderungen sind vielfach schon ein Grund, den Schritt in Selbstständigkeit gar nicht erst zu wagen – weil die Angst zu groß ist.
Die Ängste vor der Selbstständigkeit sind meist unbegründet, Lösungen für fehlendes Startkapital oder mangelnde wirtschaftliche Kenntnisse lassen sich finden. Investoren, Wirtschaftskammern oder staatliche Förderungen erleichtern nicht nur die ersten Schritte.
Dennoch sollten Selbstständige sich der Anforderungen bewusst sein, die trotz aller Hilfe und Unterstützung auf sie zukommen. Ein hohes persönliches Engagement bleibt die Voraussetzung, um eine selbstständige Erwerbstätigkeit auf den richtigen Weg zu bringen.
Gefragt ist daher ein hohes Maß an Resilienz, weil die Organisation und Umsetzung der Arbeiten eben allein vorgenommen werden müssen. Dazu müssen Selbstständige mit den ständigen Unsicherheiten in finanzieller, strategischer und organisatorischer Hinsicht umgehen. Nicht zu vergessen die Verantwortung gegenüber eigenen Angestellten, deren Existenz ebenfalls an den Erfolg des Unternehmens geknüpft ist.
Daraus ergibt sich eine deutlich höhere Belastung, die sich verbunden mit langen Arbeitszeiten sowohl physisch als auch psychisch niederschlägt. Zu den zahlreichen anderen Risiken kommen die für die eigene körperliche und seelische Gesundheit noch hinzu. Wichtig ist deshalb, sich bei Anzeichen für übermäßigen Stress und Überlastung um Unterstützung zu kümmern – medizinisch, psychologisch oder personell durch Partner, mit denen sich die Lasten des eigenen Business aufteilen lassen.